Pfarrer Holzenkamp

Ehrenpräses August Holzenkamp

Am Morgen des 17.06.1972 verstarb der Ehrenpräses unserer Kolpingsfamilie, Pfarrer August Holzenkamp. Auf den Tag genau war er 25 Jahre lang als Priester in der Pfarrgemeinde Oythe tätig, an seinem Sterbetag hätte er das silberne Ortsjubiläum feiern können, alles war vorbereitet, in der Nacht zuvor wurde er heimgeholt.

Dechant Westendorf kennzeichnete die freundlich-gewinnende Art unseres Präses: „Wer den Pastor besuchte, der wurde nach einem Ritus empfangen. Das erste, was dieser sagte, war: „Das ist aber schön, daß du mich besuchst.“ Das zweite: „Komm herein.“ Und das dritte: „Was darf ich dir anbieten?“. Das darauf folgende Gespräch war dann keine Schwierigkeit mehr. Die Kirchengemeinde und die Kolpingsfamilie Oythe denken voll Dankbarkeit an ihren Pastor zurück, der in besonderer Weise Güte und Menschenfreundlichkeit verkörperte.

Über 20 Jahre war Pfarrer Holzenkamp Präses der Kolpingsfamilie Oythe. Als sich in den Jahren 1948/49 junge Männer bemühten, in Oythe einen Verein für Jugendliche zu gründen, was es Pastor Holzenkamp, der diese Gruppe mit dem Gedankengut A. Kolpings vertraut machte und sie ermunterte, sich dem Kolpingswerk anzuschließen. In der Gründungsversammlung am 17.03.1949 wurde ihm das Amt des Präses übertragen, das er bis Ende 1971 ununterbrochen wahrgenommen hat. Überzeugt von den Ideen Adolph Kolpings hat er von Anfang an die Hauptaufgabe der Kolpingsfamilie in der gesellschaftspolitischen und religiösen Weiterbildung ihrer Mitglieder gesehen.

Um sich in der Familie, im Beruf, in Kirche und im Staat bewähren zu können, sind ein Fachwissen und ein begründeter Standpunkt in gesellschaftspolitischen und religiösen Bereichen erforderlich. Die sehr ausführlich geführten Protokolle wiesen ein breitgefächertes Bildungsangebot aus.

Fast selbstverständlich galt eine Monatsversammlung der religiösen Weiterbildung; immer wieder steht dabei das Leben A. Kolpings im Mittelpunkt der Gespräche, von ihm gewinnen die Kolpingbrüder Impulse zur Lebensbewältigung.

„Adolph Kolping hat sein Werk auf das Vaterprinzip aufgebaut. Der Priester in der Kolpingsfamilie sollte Vater höherer Ordnung sein.“ (Generalpräses Festing) Im Dienst am Wort, in seiner Offenheit dem Gesprächspartner gegenüber und in der priesterlichen Autorität hat Präses Holzenkamp diese geistige Vaterschaft verwirklicht. Er war bemüht, orientiert an der Lehre der Kirche, in den sich wandelnden Situationen des täglichen Lebens die religiösen Wahrheiten zu verkünden und um religiös-sittliche Wertmaßstäbe zu ringen. Ob gelegen oder ungelegen nahm er zu vordergründigen modernistischen Zeitströmungen Stellung.

Aufgeschlossen verfolgte er den Wandel in der Kirche nach dem 2. Vatikanischen Konzil. Änderungen in der Kirche und in der Gesellschaft prüfte er kritisch an der Frage nach Gott. Was er erlebte und was ihn bewegte war für ihn ein Grund, danach zu fragen, wie das vor Gott aussieht.

Das Organisieren spektakulärer Aktionen stand nicht im Mittelpunkt seiner Kolpingarbeit. Bescheidenheit, Freundlichkeit, Gesprächsbereitschaft und Selbstlosigkeit kennzeichneten seinen Dienst in der Gemeinde und in der Kolpingsfamilie. Wir sind dankbar, dass wir in ihm einen Präses hatten, der überzeugend das Wort Adolph Kolpings verwirklicht hat:

„Wer Menschen gewinnen will, muß sein Herz zum Pfande setzen.“

Kolpingsfamilie Oythe/Heinrich Böske

Quelle: Chronik Kolpingsfamilie Oythe, 1999